Schulen im Schwalm-Eder-Kreis besser digital ausstatten
In die Sitzung des Kreistages am 12.07.2021 brachten wir folgenden Antrag ein:
Der Kreistag Schwalm Eder fordert das hessische Kultusministerium auf, an den Schulen im Schwalm-Eder-Kreis die personellen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen für die qualifizierte digitale Ausstattung der Schulen und Schüler*innen.
Insbesondere müssen alle im Schuldienst beschäftigten Personen und alle Schülerinnen und Schüler mit bedarfsgerechten mobilen Rechnern ausgestattet werden.
In jeder Schule ist mindestens eine IT-Stelle pro 100 Endgeräte ein zu richten, um den technischen Support und die Wartung der Geräte zu gewährleisten.
Für das Personal in den Schulen müssen ausreichend Fortbildungsangebote bereitgestellt werden, um die fachgerechte Handhabung der Geräte und den Datenschutz zu gewährleisten.
Der Schwalm-Eder-Kreis hat umfangreiche Maßnahmen durchgeführt, um an möglichst allen Schulen Glasfaseranbindungen zu installieren. Diese Maßnahmen laufen ins Leere, wenn es vor Ort an leistungsfähiger, bedarfsgerechter Ausstattung, IT-Support und Medienkompetenz fehlt.
Die Corona Pandemie hat unerbittlich aufgedeckt, dass es der deutschen Schullandschaft an allen Ecken und Enden an leistungsfähiger Infrastruktur und Hardware, IT-Support und Medienkompetenz mangelt.
Der IT-Support für Schulen ist Lichtjahre vom professionellen Standard entfernt, wie er in Firmen und Behörden selbstverständlich ist. Dort wird eine volle IT-Stelle pro rund 100 Endgeräten angesetzt, während an vielen Schulen eine einzige Lehrkraft mit einer Wochenstunde Unterrichtsentlastung in Do-it-yourself-Manier über 100 Endgeräte administrieren soll.
Deutschlands Schulen rangieren seit zwei Jahrzehnten in sämtlichen internationalen Studien zur Digitalisierung unter „ferner liefen…“.
Dass unter diesen Voraussetzungen Onlineunterricht nicht erfolgreich laufen konnte, ist offensichtlich. Aber auch ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie ist noch immer jede Menge Sand im Getriebe – was zu allerletzt den Schulen anzukreiden ist.
Als die Schulen Mitte März 2020 bundesweit zum Distanzunterricht wechseln mussten, wurde schlagartig offensichtlich, was IT-Lehrkräfte seit 20 Jahren erfolglos angemahnt hatten. Der digitale Nicht- Unterricht wurde zum Offenbarungseid und zwang Eltern zu Hause in die Lehrerrolle. Noch schlimmer: Zu Beginn des zweiten Lockdowns im Dezember wiederholte sich die Katastrophe. Überall brachen die Lernplattformen der Länder oder der örtlichen Schulträger unter dem Schüleransturm zusammen, weil sie nicht für solche Nutzerzahlen ausgelegt waren.
Dass sich die Situation inzwischen nicht mehr ganz so desaströs darstellt wie noch im März 2020, ist vor allem der Eigeninitiative vieler Lehrkräfte geschuldet, die auf eigene Kosten ihre private Hardware aufrüsteten und in Sachen Digitalkompetenz deutlich zugelegt haben, was insbesondere dem großen Engagement der IT-Fachgruppen an den Schulen zu verdanken ist.
Auf der technischen Seite stehen schnelle Internetanbindungen, WLAN in den Klassenräumen, professioneller Support und leistungsfähige, zuverlässig funktionierende Lernplattformen auf der Agenda. Schülerinnen und Schüler sind mit Endgeräten auszustatten, denn der digitale Schulerfolg darf nicht vom Bankkonto ihrer Eltern abhängen. Und Lehrkräfte brauchen schon aus Gründen des Datenschutzes Dienstgeräte für den digitalen Unterricht. Schließlich muss auch der Chirurg sein OP-Besteck nicht selbst beim Discounter kaufen! Im pädagogischen Bereich gilt es, ein Aus- und Fortbildungskonzept zur Digitalkompetenz aufzusetzen, das in den Universitäten und Studienseminaren beginnen und mit kontinuierlicher, fachspezifischer Fortbildung der Lehrkräfte fortgesetzt werden muss. Hier sind die Bereiche Medienbildung, Medienerziehung und Jugendmedienschutz gleichermaßen abzudecken, denn Medienbildung kann nur auf der Grundlage einer intensiven digitalen Präventionsarbeit gelingen.
Wir brauchen eine digitale Offensive an unseren Schulen!